Letzte Woche ereigneten sich für mich zwei Dinge, die selten zusammen treffen: ich fuhr mit der S-Bahn und das bereits um 8.00 Uhr morgens. Als ich zu Zeiten meiner beruflichen Ausbildung Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre täglich mit U- und S-Bahn unterwegs war, konnte ich einige müde Personen und zahlreiche lesende Menschen beobachten. Letzte Woche sah ich diese beiden "Kategorien" zwar auch, nur das die Anzahl der Lesenden mit einer realen Zeitung oder einem Buch eine sehr kleine Minderheit darstellten. Stattdessen blickte ich in zahlreiche durch das Displays ihrer Smartphones "erleuchteten" und blass wirkenden Gesichter.
In solchen Situationen ertappe ich mich selbst dabei, dass ich ebenfalls bei meinen eher selten gewordenen Fahrten im ÖPNV meine Zeit damit verbringe - pardon effektiv nutze - noch die eine oder andere E-Mail zu lesen, zu beantworten etc. Das ist im Prinzip ja auch nichts Verwerfliches. Die jungen Menschen mit denen wir tagtäglich arbeiten wachsen in dieser digitalen Welt auf. Sie nutzen die vorhandenen Möglichkeiten von Anfang an. Wie alles im Leben hat es gute und schlechte Seiten.
Für uns stellt sich daher auch in den Erziehungshilfen die Frage: wie nutzen wir die Möglichkeiten der digitalen Welt für unsere Arbeit bzw. welche Potenziale gibt es, um z. B. mit der jungen Generation in Kontakt zu bleiben - jede Sozialpädagog*in weiß, dass die Kontaktaufnahme keine Selbstverständlichkeit ist. In gleicher Weise sollten wir auch im Blick haben, den jungen Menschen zu vermitteln wie sie einen guten Umgang mit den Medien erlernen und die Möglichkeiten auf für die Suche nach Praktikumsplätze, einer Wohnung etc. nutzen.
Bei adelante haben wir in den vergangenen Jahren gelernt, dass viele Jugendliche eher auf eine Nachricht per Messenger Dienst reagieren als auf einen Anruf, der sie zu "frühen Morgenstunden" erreicht. Aktuell sind wir auch dabei über unsere internetbasierte Software digitale Klient*innen Akten anzulegen, um so auch von unterwegs Zugriff auf benötigte Daten zu erlangen. Der Übergang ist nicht immer einfach, jede Veränderung benötigt Zeit und Unterstützung, aber wir erkennen auch schon Vorteile.
Zurück zu meiner S-Bahn Fahrt letzter Woche. Als ich sah wie mit freundlichen Blicken sich gegenüber einer Höflichkeit eines anderen Menschen bedankt wurde, wurde mir auch noch etwas anderes bewußt. Trotz des weltweiten Netzes, Social Media und Sprachnachrichten, eines bleibt bestehen: Der Mensch bleibt Mensch und wird durch menschliche Gesten, Worte und den persönlcihen Kontakt berührt. Das sollten wir auch in den Erziehungshilfen niemals unterschätzen. Die Art und Weise - also ob ruhig oder gestresst, freundlich oder unhöflich - wird unser Gegenüber berühren. Unterschätzen wir nicht die "Macht" des persönlichen Kontakts.
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